Wallisellen, 11. April 2018 - Die Stimmung bleibt positiv unter Schweizer Unternehmern, obwohl die Sorgen angesichts des anhaltenden Währungsrisikos, lauten Protektionismus-Debatten und Lücken im Risikomanagement steigen. Dies belegt der „Exportrisiko-Monitor 2018“, für den die Berner Fachhochschule im Auftrag von Euler Hermes auch in diesem Jahr über 300 exportorientierte Schweizer Unternehmen befragt hat.

Keine Entwarnung: Währungsrisiko weiterhin gefürchtet
Ausserordentlich hohe 90% aller befragten Unternehmen leiden laut der Umfrage unter dem Währungsrisiko, ein Drittel davon stark. „Der starke Franken belastet die international tätigen Unternehmen in zweifacher Hinsicht. Erstens können einige Unternehmen im Vergleich zum Euro keine nachhaltige Marge erarbeiten. Für etwas Entspannung müsste der Euro gegenüber dem Schweizer Franken um weitere 10% zulegen. Zweitens sind den Unternehmen die Konsequenzen der raschen Aufwertung des Schweizer Frankens nach der Aufhebung des Mindestwechselkurses seitens der Schweizerischen Nationalbank 2015 immer noch sehr präsent“, erläutert Stefan Ruf, CEO Euler Hermes Schweiz.

Schreckgespenst Protektionismus
Exportorientierte Unternehmen erwarten für das Jahr 2018 eine Zunahme politischer Risiken. Mit 58% geben fast zwei Drittel an, dass die sie eine Erhöhung der Gefahren für das Exportgeschäft durch zunehmenden Protektionismus befürchten. Insbesondere mögliche Massnahmen der USA – eines der Top-Exportländer der Schweiz – tragen zu dieser Einschätzung bei. Die Hoffnung bleibt, dass die eher auf enge Nischen spezialisierte Schweizer Exportindustrie weniger von den Auswüchsen betroffen sein wird, als Länder mit Stärken in Massenmärkten wie beispielsweise der Stahlproduktion. «Wir sind ein Nischenanbieter, entsprechend können wir meist unter dem Radar agieren. Oft betrifft Protektionismus nur grosse Industriezweige wie z.B. Solar-, Auto-, oder Haushaltsgeräteindustrie», so ein befragtes Unternehmen. 

Nachholbedarf beim Risikomanagement 
Obwohl die Bedeutung der Compliance-Thematik international stark gestiegenen ist, geben 29% der Schweizer Unternehmen an, dass sie die Gesetze bezüglich Korruption in den Exportländern einhalten. Auch die Einführung von Compliance-Regelungen wird nur von knapp einem Drittel der Umfrageteilnehmer als Massnahme gegen die Risiken der fehlenden Rechtssicherheit angegeben. 

Im Bereich der Zahlungsausfälle bei ausländischen Kunden wiegen sich viele Unternehmen in einer womöglich falschen Sicherheit. 88% der Unternehmen ohne Kreditversicherung geben an, darauf verzichten zu können, weil internationale Zahlungsausfälle in der Vergangenheit selten waren. 

Unzureichende Massnahmen gegen Cyberrisiken
Zum ersten Mal bezieht die Umfrage 2018 die Gefahren durch Cyberrisiken ein. In wichtigen Märkten der Schweizer Exporteure, so zum Beispiel in Russland, China und Indien, sind Cyberrisiken von grosser Bedeutung. Die Unternehmen haben die Gefahr zwar erkannt, sichern sich aber noch unzureichend ab. Lediglich 22% weisen einen dokumentierten Störfall- und Krisenmanagementprozess vor, nur 23% führen unabhängige Prüfungen von Datenschutz- und Datensicherheit durch. Dies wirft Zweifel auf, ob die Cyberrisiken im Risikomanagementprozess der Unternehmen eine ausreichende Rolle spielen. 

Stimmung und Exporte weiterhin im Aufschwung
„Nach einem wiederum guten Exportjahr 2017 mit 4.7% Exportwachstum erwarten die Unternehmen eine weitere Exportzunahme in zahlreichen Ländern. Positiv eingeschätzt wird vor allem die Entwicklung der drei Top-Exportmärkte der Schweiz, China/Hongkong (8% Exportanteil), USA (15%) und Deutschland (19%). Sogar für Grossbritannien wird eine positive Exportentwicklung erwartet – trotz des andauernden BREXIT-Prozesses. Ein zumindest gleichbleibendes, allenfalls leicht steigendes Volumen wird für Exporte in die Türkei und Brasilien erwartet“, erklärt Paul Ammann, Leiter Executive MBA, Berner Fachhochschule.

Schweizer Wirtschaft verzeichnet solides Wachstum
„Wir erwarten für 2018 eine Fortsetzung der dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz“, sagt Gregor Eder, Senior Ökonom bei Euler Hermes und der Allianz Gruppe. „Das reale Bruttoinlandsprodukt wird nach unserer Einschätzung im laufenden Jahr um 2% zulegen. Wir rechnen mit einer anhaltend lebhaften Binnennachfrage, insbesondere die Investitionstätigkeit dürfte weiter spürbar zulegen. Kräftige Wachstumsimpulse sollten 2018 auch von der Exportnachfrage ausgehen. Die wichtigsten Abnehmerländer Schweizer Güterexporte verzeichnen nach wie vor eine recht dynamische wirtschaftliche Entwicklung. Da wir nicht mit einer spürbaren Ausweitung protektionistischer Massnahmen auf globaler Ebene rechnen, sollten auch die negativen Auswirkungen gerade für die Schweizer Exportwirtschaft eher begrenzt bleiben.“

 

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